Lastenausgleich vor, während oder nach einer Währungsreform?
Das Thema Vermögensabgabe – im Verniedlichungs-Deutsch der Politiker auch als Lastenausgleich tituliert – beschäftigt derzeit eine Reihe von Politikern und Kommentatoren.
Im Gegensatz zu einer Vermögenssteuer wird bei einer Abgabe nicht das aktuelle Vermögen mit einer jährlichen Steuer in Höhe von ein Prozent des Vermögenswerts besteuert. Sondern der Steuerpflichtige muss einen Teil seines Vermögens, beispielsweise 30 Prozent, in einem Schub an dem Staat abgeben. Bei illiquiden Vermögen wie beispielsweise Immobilien wird dann dem Eigentümer eine Grundschuld in Höhe von den beispielsweise oben genannten 30 Prozent aufgrund einer Wertschätzung des Objekts eingetragen. Da der Eigentümer im Allgemeinen nicht über liquide Mittel in Höhe von 30 Prozent des Wertes seiner Immobilie verfügen wird, wird die Steuer dann in gleichmäßigen Raten über mehrere Jahre oder sogar Jahrzehnte gestreckt. Denn ein Steuerzahler, der aufgrund seiner Belastung nicht mehr in der Lage sein sollte, diese Zahlungen zu leisten, bringt dem Staat ja auch nichts. Und ein von staatlicher Seite angeordneter Zwangsverkauf würde den Immobilienmarkt und damit auch die Preise für solche Objekte auf einen Bruchteil ihres derzeitigen Werts fallen lassen. Diesen Fehler hatten die Politiker nach dem Ersten Weltkrieg mit Einführung der Hauszinssteuer nämlich schon einmal gemacht.
Da gibt es auf der einen Seite die Politiker von SPD und den Grünen, die wie der grüne Tübinger Bürgermeister vor einigen Tagen in der WELT einen Lastenausgleich jetzt fordern. Also noch vor einer in Anbetracht der kritischen Euro-Lage anstehenden Währungsreform beziehungsweise Währungsumstellung.
Nachdem man den unter Kuratel stehenden Euro-Staaten wie Griechenland und Portugal bereits ihr Gold abgepresst hat, um die Angebotslücke bei Gold an den Märkten zu decken, werden wohl jetzt die letzten italienischen Barren auf den Markt geworfen. Jedenfalls sieht die Preisentwicklung beim Gold der letzten Tage sehr stark nach einem Abwurf von 400 oz-Barren aus. Das erbeutete libysche Gold hat ja seinerzeit zu einem Einbruch von über $100 an einem Tag geführt. Ergo gibt es wohl nicht mehr viel von den ausgewiesenen fast 2.500 Tonnen des italienischen Staatsgolds. Bei Libyen waren es schließlich ja nur 140 Tonnen.
Aber kommen wir zurück zu den Vorschlägen von Rot und Grün: Denn aus deren Sicht ist eine sofortige Vermögensabgabe verständlich, denn die wollen möglichst lange an der Macht bleiben – und alles soll mit noch mehr Abgaben bei den Bürgern so weitergehen wie bisher.
Ob diese Währungsreform – auch so eine Fehlbeschreibung der wahren Lage: denn es geht um das offizielle Abwracken einer toten Währung und die Einführung einer Neu-Währung – nun mit oder ohne Haircut, das heißt offiziell sanktionierter Entwertung von in Euro valutierenden Vermögenswerten vonstatten geht oder nicht, das ist eine weitere interessante Fragestellung.
Denn viele, die derzeit nach der Wiedereinführung der Deutschen Mark schreien, gehen davon aus, dass ihre kompletten Euro-Vermögen zu einem festen Umtauschkurs in die neue Währung umgerechnet werden. Wenn das mal nicht ein Trugschluss sein sollte.
Viele Euro-Vermögen unserer Bürger stecken nämlich in ausländischen Anleihen, die diese Ausländer wohl niemals mehr zurückzahlen werden. Und da die Banken und Versicherungen diese Verluste nicht mit ihrem Eigenkapital decken können, landen die Verluste praktisch eins-zu-eins bei den Geldgebern dieser Institute. Und das sind nun einmal die Bürger mit ihren Lebens-Versicherungen, Riester- oder Rürup-Renten, Spareinlagen oder sonstigen Bankschuld-Verschreibungen.
Es läge zwar nahe, eine Währungsreform mit Haircut mit einem Lastenausgleich zu verbinden. Denn auf den ersten Blick sehe es gerecht aus, wenn Papiergeldvermögen und Sachgeldvermögen mit einem gleichen Prozentsatz abgewertet würden. Das würde aber die Besitzer von Immobilien & Co in die missliche Lage bringen, dass sie neues Geld, das nach der Währungsreform sehr knapp sein würde, zwecks Bezahlung ihrer Verpflichtungen aufbringen müssten. Ich rechne daher damit, dass ähnlich wie zur Währungs-Reform im Jahre 1948 verfahren wird: Wenn es einen Haircut – damals waren es 90 Prozent – geben würde, dann gehen erst einmal die Papiergeld-Vermögen in Rauch auf. Selbst die Vermögens-Besitzer würden in dieser Situation nicht ausreichend Geld übrig haben, um die Abgaben für einen Lastenausgleich tragen zu können. Der Zwangsverkauf mit jahrzehntelangem Verfall der Sachinfrastruktur mangels freier Investitions-Mittel wäre wohl die Folge.
So kam der zweite Haircut nach der Währungsreform erst vier Jahre später mit dem Lastenausgleichsgesetz von 1952. Der Haircut betrug hier sogar 50 Prozent, die über die nächsten 30 Jahre verzinslich an den Staat abgeführt werden mussten. Auch die Schuldner wurden mit ihren Hypotheken von dieser Regelung erfasst. Aus Schulden von 1.000 alten Reichsmark wurden zwar durch die 90 prozentige Abwertung nur noch 100 DM. Mit dem Lastenausgleichsgesetz wurden durch Eintragung von 900 DM neuen Schulden zu Gunsten des Staates jedoch nun wieder 1.000 DM. Da die alte Reichsmark eine wesentlich niedrigere Kaufkraft als die neue DM hatte, wurden Hypotheken-Schuldner durch diese Regelung besonders stark zur Kasse gebeten.
Meines Erachtens verkennen bestimmte Kommentatoren, die eine Währungsreform mit Haircut prognostizieren und einen sich gleich daran anschließenden Lastenausgleich proklamieren, die Lage. Denn während die Papiergeld-Besitzer nur ihre imaginären Geldvermögen ausgebucht bekommen, müssten die Immobilien-Besitzer augenblicklich größere Mengen der raren, da neu eingeführten, Währung auf den Tisch legen.
Ein zweiter Aspekt, warum der Haircut wohl eher in Stufen als in einem Schritt kommen wird, liegt in der erwünschten Förderung von Investitions-Anreizen bei den Besitzern von Hartgeld-Vermögen.
Denn Gold und Silber wären von beiden Haircuts nicht betroffen, stellen aber ein durchaus gewichtiges Investitions-Potential für den Wiederaufbau des Währungsraumes dar. Der Staat kann diese Gruppe am Haircut nur dadurch beteiligen, in dem er sie in Vermögenswerte treibt, die er nachträglich haircutten kann. Wenn also die Immobilien-Preise wegen Geld- und Kredit-Mangel nach einer Währungsreform sowieso ins Bodenlose fallen würden und so für einen Bruchteil des heutigen Wertes in Gold oder Silber übernommen werden könnten, so würde der Staat mit einem mehrere Jahre verzögerten Lastenausgleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen können: In der Zeit nach der Währungsreform stabilisiert die Gruppe der Gold- und Silberbesitzer durch Zukäufe den Immobilienmarkt (und natürlich andere Sachvermögens-Märkte). Wenn der Lastenausgleich dann wenige Jahre nach der Währungsreform eingeführt würde, dann könnte der Staat auf indirektem Wege doch noch die sich bislang für besonders klug haltenden Gold- und Silber-Halter über den Umweg Immobilien (oder anderes Sachvermögen wie Unternehmens-Anteile) haircutten.
Die Goldverbots-Hellseher sind daher konzeptionell auf der völlig falschen Fährte: Anonymer Gold- und Silberbesitz schafft zusätzliche Liquidität in einem System, das durch einen Währungs-Schnitt eine Grad-Wanderung zwischen Ausbruch einer Hyperinflation – wenn der Staat durch Gelddrucken die Versorgungslücken im System künstlich schließen möchte – und eines deflationären Kollaps, der die Wirtschaftsleistung, Nachfrage und Investitionen wegen Geldmangel weiter schrumpfen lässt, durchläuft. In dieser Periode ist Gold- und Silberbesitz in Privathand eher ein Segen für die sich neu bildende Volkswirtschaft als ein Fluch.
Vor der Gefahr des dritten Haircuts sollte man als Gold- und Silberinvestor allerdings trotzdem auf der Hut sein.
Abschließend noch einige Worte zu der heutigen Goldpreis-Entwicklung: Diese weist alle klassischen Muster der Goldpreis-Drückung auf, die wir vom Gold-Kartell her kennen. Im Anschluss des asiatischen Marktes wird die Drückung eingeleitet. Da man, wie ich oben bereits bemerkt habe, nun über größere Mengen physischen Golds verfügt, wurde Gold im Londoner Vormittags-Handel nahe der Marke von $1.700 gedrückt. Dieses Niveau wurde zum Londoner Nachmittags-Handel gehalten. Dann kam es im reinen Derivate-Handel an der New Yorker COMEX zu dem altbekannten Wasserfall beim Goldpreis. Der Kurs kam erst bei $1.677,10 (EUR 1.240,87) auf Tages-Tiefstand zum COMEX-Schluss zu einem vorläufigen Halt.
Nachdem die Goldman Sachs-Verbrecher nun auch die EZB in Person ihres Präsidenten kontrollieren, werden die letzten physischen Goldreserven von den Regierungen beziehungsweise nationalen Notenbanken der Euro-Länder herausgepresst. Das hilft zwar dem Euro nicht – aber das US-Dollar Imperium kann sich so vielleicht noch einige Monate länger über Wasser halten.Bullionaer.de